Sprachentwicklungsstörung (SEST)
Eine Sprachentwicklungsstörung (SES) ist wie die Sprachentwicklungsverzögerung
(SEV) eine zeitliche Verzögerung der normalen Sprachentwicklung. Darüber hinaus zeigen sich
strukturelle Abweichungen von der regelhaften Entwicklung.
Es können die Bereiche Wortschatz, Sprachverständnis, Aussprache und Grammatik betroffen sein.
Mischformen kommen häufig vor.
Wie äußern sich diese Abweichungen?
-
Wortschatz: Das Kind benutzt wenige Wörter, es verwendet nicht alle Wortarten, es benennt
Dinge falsch, umschreibt Sachverhalte mit bekannten Ausdrücken, gestikuliert viel, verwendet lieber
Lautmalereien anstatt zu sprechen.
-
Sprachverständnis: Das Kind versteht viele Äußerungen nicht. Es reagiert oft unangemessen auf
Ansprache, es reagiert irritiert auf Aufforderungen, besonders wenn die begleitende Gestik und
Mimik fehlt. Es schätzt Situationen falsch ein und reagiert darauf unberechenbar, weil ihm die
Informationen fehlen.
-
Aussprache: Ist die Aussprache betroffen, spricht man von einer Dyslalie oder Stammeln. Das
bedeutet, Laute oder Lautverbindungen werden nicht altersgemäß gebildet.
Die Dyslalie ist die am häufigsten diagnostizierte Sprachentwicklungsstörung!
-
Grammatik: Ist der Satzbau (Syntax) oder die Bildung von Zeiten und Fällen (Morphologie/
Grammatik) betroffen, spricht man von Dysgrammatismus.
Häufige Formen sind:
- falsche Wortstellung im Satz (z.B. "Ich das mache." anstatt "Ich mache das.")
- Bildung unvollständiger Sätze (z.B. " Mia Auto fahr" anstatt "Mia will mit dem Auto
fahren." oder " Mia fährt mit dem Auto."
- fehlerhafte Bildung von Verbformen (z.B. "gehelft" anstatt "geholfen") Verwendung der
Grundformen bei Verben (z.B. "Papa kaufen Brot." anstatt "Papa kauft Brot."
- unzureichende oder fehlerhafte Verwendung von Verhältniswörtern, Fürwörtern, und Artikeln
(z.B. "Peter fährt auf den Fahrrad bei seine Oma." anstatt "Peter fährt mit dem Fahrrad zu
seiner Oma.")
Wann sollte mit einer logopädischen Therapie begonnen werden?
- Immer dann, wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Kind in einer Entwicklungsphase verharrt
und sich über einen längeren Zeitraum (länger als 6 Monate) keine Veränderung einstellt.
- Immer dann, wenn Sie Ihrem Kind bereits verschiedene Hilfen angeboten haben, die aber zu
keiner Verbesserung der Sprache führten.
- Spätestens dann, wenn Ihr Kind bereits Vermeideverhalten zeigt, d.h. Sprache verweigert, weil
es sich darüber bewusst ist, dass es nicht korrekt spricht!